Seit rund 150 Jahren wird
in Exten Schützenfest gefeiert. Mit solch langer Tradition verbinden sich viele
Rituale. Wir möchten Sie nicht mit Details wie dem korrekten Anlegen von
Schärpen quälen. Manche Rituale eher inoffiziellen Charakters sollen außerdem
noch selbst entdeckt werden dürfen.Wir möchten Ihnen hier stattdessen den
Ablauf der zentralen Festwoche in der ersten Julihälfte näherbringen.
An beiden Abenden treffen sich die Schützen zum Einüben der Abläufe von Kriegserklärung, Fahnenparade und Festumzug um 20.00 Uhr (in Zivilkleidung) auf dem Anger. Nach einem kurzen Rundgang durch das Dorf heißt es jeweils „Weggetreten ins Dorfgemeinschaftshaus!“, wo die Einheitsführer:innen ihre Mitglieder für das Fest „einschreiben“. Das meint, einen Obolus für den Eintritt zu den Schützenbällen und die Auslagen und Arbeit der Gilde im Festjahr zu entrichten. Allein die Eolendörper und das Grüne Königshaus treffen am Mittwoch vor dem Fest noch einmal auf neutralem Boden zusammen, um durch konspirative Verhandlungen den Frieden im Dorf doch noch zu retten – in der Regel ohne Erfolg.
An diesem Tag kommen ab
dem frühen Nachmittag zunächst die Frauen der Gilde im Garten des aktuellen Grünen
Königspaares oder auf dem Kehl zusammen, um gemeinsam die Girlanden für die
drei Festkutschen und den Hauseingang des Königspaares sowie eine Königskrone
für das Festzelt zu binden. Die Rollen sind dabei zwischen „Zuschneiderinnen“,
„Anreicherinnen“ und „Binderinnen“ oft über Jahre verteilt, man ist ein
eingespieltes Team. Gegen Abend stoßen dann die Männer der Einheit(en) des
Königshauses und das Organisationskommitee sowie, nach getaner Arbeit, der Zweite
Zug dazu. Letztere sind traditionell dafür verantwortlich, das Dorf mit Flaggen
in den Schützenfarben zu schmücken. Gegen 24.00 Uhr beendet der Schützenoberst
die Veranstaltung.
Ballermann, Ibiza, 80er- und 90er-Jahre-Parties – der Freitagabend gehört dem Festwirt. Am Discoabend entscheidet er, welche Musik gespielt wird. Das Zielpublikum sind dabei Teens und Twens, die auch aus den umliegenden Ortschaften zum Feiern kommen. Spätabendliches Vorglühen, lautstarke Nachtspaziergänge und die eine oder andere handgreifliche Reiberei behagen nicht allen Extern, sind aber seit Jahrzehnten vermutlich Alltag jedes Zeltfestes.
Es ist ein ganz harter Kern von Schützen aus verschiedenen Einheiten, der sich am Samstag im Morgengrauen (gegen 6 Uhr) auf den Weg in die Schaumburger Wälder macht, um, mit Treckern und Kettensägen „bewaffnet“, Astwerk zur Dekoration von Burg, Wache und Zelt auf den Festplatz zu schaffen. Erholen können die Beteiligten sich danach bis zum Abend.
Das trifft nicht auf die Ehrendamen und die Mitglieder der Einheit zu, die im jeweiligen Jahr das Kinderschützenfest organisiert. Dieses steht jährlich unter einem anderen Motto und startet um 13.30 Uhr mit einem Festumzug der (passend kostümierten) Kinder auf dem Anger, angeführt von der Kutsche des Kinderkönigspaares und seiner Adjutanten. Am Festplatz vor dem Feuerwehrhaus können die Kleinen sich anschließend bei einer Vielzahl von Spielen austoben. Gleichzeitig wird auf dem Kehl der neue Kinderschützenkönig ausgeschossen und zum Abschluss des Festes bei einem Ehrentanz im Zelt proklamiert.
Am Abend treffen sich die Schützen zunächst um 19 Uhr auf dem Anger und begeben sich dann gemeinsam zum Denkmal vor der Exter Kirche, wo durch eine Kranzniederlegung der Gefallenen der Weltkriege und aktueller Konflikte sowie der im vergangenen Jahr verstorbenen Schützenbrüder gedacht wird. Danach geht es zum Festzelt, wo beim Schützenball bis in die Morgenstunden gefeiert wird.
Den Vormittag verbringen die Schützen in den Hauptquartieren ihrer Einheiten, auch die Frauen treffen sich einheitsintern. Das Königshaus lädt seine eigene(n) Einheit(en) sowie die Ehrendamen und die Fahnengruppe zum Frühstück bei sich ein.
Um 13.30 Uhr kommen alle Einheiten zur Meldung an die Majestät, Fahnenparade und Kriegserklärung auf dem Anger zusammen. Danach beginnt der Festumzug durch das Dorf, der auf dem Schlachtfeld im Exterfeld endet. Bei der nun folgenden Schlacht erstürmen die grünen Einheiten die Burg Napoleons. Nach der Schlacht beenden eine Parade der siegreichen Truppen, der offizielle Friedensschluss unter Rückgabe seines Säbels an Napoleon und ein Ehrentanz des grünen und des schwarzen Königshaues sowie ein Platzkonzert der Spielmannszüge den offiziellen Teil des Tages. Ab 18.00 Uhr kommt man zum gemeinsamen Ausklang des Abends („Wunden heilen“) im Zelt zusammen.
Die Schützen treffen sich um 09.30 Uhr auf dem Anger, um sich gemeinsam zum Königsschießen am Schießstand auf dem Kehl zu begeben. Nur die Eolendörper frühstücken zunächst separat im Dorf, für alle anderen steht das Frühstück auf dem Kehl bereit. Dort verbringt Mann den Tag in seiner Einheit, bis gegen Nachmittag die neuen Königshäuser der Grünen und der Schwarzen proklamiert werden.
Daraufhin begeben sich alle Schützen gemeinsam zum Haus des neuen Grünen Schützenkönigs, um dort die Frauen beider Königshäuser zu begrüßen und die Königsscheibe provisorisch anzubringen. Mit den neuen Majestäten geht es dann zum Festzelt, wo der zweite Ballabend ansteht. Dessen Höhepunkt ist um Mitternacht die sogenannte „Maisparade“. Für diese wird durch Mitglieder des Dritten Zuges Mais geschnitten, der bei einer mindestens halbstündigen Polonaise aller Festteilnehmenden durch das Zelt geschwungen wird. Zum Abschluss des Festes bringen Mitglieder der Fahnengruppe sowie weitere verbliebene Schütz:innen die Schützenfestfahnen zum Haus des neuen Königs (in der Regel gegen 03:00 Uhr). Dort wartet bereits der Rest der Fahnengruppe mit frisch gebratenen Spiegeleiern. Ein wirklich gelungenes Fest endet dann bestenfalls mit einem druckfrischen Exemplar der dienstäglichen Tageszeitung bei Sonnenaufgang.